Klangbilder

Klangbilder Fastenzeit & Ostern 2021

Gemeinsames Singen und Musizieren ist derzeit kaum möglich. So sollen die Klangbilder einen kleinen virtuellen Ersatz darstellen und gerade in der Fastenzeit zum Innehalten einladen.
Musik und Bilder sind eng verknüpft mit Kreuzauffindung Kastellaun. Entweder wurde die Musik in der Pfarrkirche oder von Sänger*innen der Chorakademie zu Hause aufgenommen oder von Musiker*innen eingespielt, die regelmäßig in Kreuzauffindung zu Gast sind.
Dabei sollen viele unterschiedlich Stilrichtungen Berücksichtigung finden, in der Hoffnung das für jeden etwas dabei ist.
Das Projekt findet in enger Zusammenarbeit mit dem Musikforum Kastellaun statt.

www.musik-kreuzauffindung-kastellaun.de

www.orgelprojekt-kastellaun.de

www.musikforum-kastellaun.de

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Klangbild 18 – 3. Sonntag der Osterzeit

Johann Sebastian Bach: Jesus, unser Trost und Leben BVW 475

Siehe: https://youtu.be/FdhrGQzcWn8

Der Barockdichter Ernst Christoph Homburg verfasste den Text zu diesem Lied während einer schweren Krankheit. Überliefert ist es uns im Musikalischen Gesangbuch von Georg Christian Schemelli. In dieser Sammlung hat Johann Sebastian Bach 69 geistliche Lieder zum Teil neu komponiert oder mit einer Bassstimme versehen. Diese Lieder haben vielfach eher den Charakter von Arien als von Chorälen.

Der Tod war den Menschen der Barockzeit ständiger Begleiter. Krankheiten, die uns heute eher harmlos erscheinen, konnten damals das Ende bedeuten.
Trost und Hoffnung schöpften die Menschen in Jesus Auferstehung: der „Tod ist besiegt und der „Himmel steht offen“.

Das Bild zeigt ein österlich geschmücktes Kreuz in der Pfarrkirche Kreuzauffindung Kastellaun.

Jesus, unser Trost und Leben,
der dem Tode war ergeben;
der hat herrlich und mit Macht
Sieg und Leben wiederbracht.
Er ist aus des Todes Banden
Als ein Siegesfürst erstanden.
Halleluja! Halleluja!

Nunmehr liegt der Tod gebunden,
von dem Leben überwunden;
wir sind seiner Tyrannei,
seines Stachels völlig frei.
Nunmehr steht der Himmel offen,
wahrer Frieden ist getroffen.
Halleluja, Halleluja.

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Klangbild 17 – 1. Osterwoche 2021

Bleibe, bei uns, du Wandrer durch die Zeit

Siehe: https://youtu.be/xomUnogu1tM

Das Lied basiert auf der Erzählung von Emmaus die der Evangelist Lukas berichtet.
Kleopas und sein Freund sind unterwegs von Jerusalem nach Emmaus, enttäuscht und traurig darüber, dass Jesus am Kreuz gestorben ist. Der auferstandene Jesus begleitet sie ein Stück, sie erkennen ihn aber erst, als er mit Ihnen Brot und Wein teilt.

Gerade in der aktuellen Situation ist es gut zu wissen, dass man nicht alleine ist und dass einer auch die schwierigen Wege mitgeht, auch wenn man ihn nicht bemerkt.

Die einzelnen Stimmen wurden von den Sängerinnen und Sängern zu Hause aufgenommen.
Das Bild zeigt einen Waldweg in der Nähe von Kastellaun.

Bleibe bei uns, du Wandrer durch die Zeit!
Schon sinkt die Welt in Nacht und Dunkelheit.
Geh nicht vorüber, kehre bei uns ein.
Sei unser Gast und teile Brot und Wein.

Weit war der Weg. Wir flohen fort vom Kreuz.
Doch du, Verlorner, führtest uns bereits.
Brennt nicht in uns ein Feuer, wenn du sprichst?
Zeige dich, wenn du nun das Brot uns brichst.

Weihe uns ganz in dein Geheimnis ein.
Lass uns dich sehn im letzten Abendschein.
Herr, deine Herrlichkeit erkennen wir:
Lebend und sterbend bleiben wir in dir. 

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Klangbild 16 – Ostersonnstag 2021

Théodore Salomé: Grand Choeur in G

Siehe: https://youtu.be/Lb_IRDnGcA4

In der Fastenzeit waren von der Orgel überwiegend leise Töne zu hören.
Ab Gründonnerstag schweigt die Orgel ganz, um in der Osternacht umso festlicher Jubeltöne zur Auferstehung erklingen zu lassen.
Der heutige „Osterjubel“ ist ein Stück namens „Grand Choeur“ des französischen Komponisten Theodore Salomé, der in Paris wirkte und vor 125 Jahren verstarb.

Das Bild zeigt die Osterkerze des vergangenen Jahres in der Pfarrkirche Kreuzauffindung Kastellaun.

Wir wünschen gesegnete Ostern!

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Klangbild 15 – Karsamstag 2021

Johann Sebastian Bach: Ehre sei dir, Christe – BWV 1097

Siehe: https://youtu.be/YZRfO-_73Aw

„Ehre sei dir Christe“ ist eines der ältesten deutschen Passionslieder.
Der Text bringt den Dank zum Ausdruck, dass Jesus einen bitteren Tod am Kreuz gestorben ist, um die Menschen von der Sünde zu befreien.

Johann Sebastian Bach schrieb den zu hörenden Orgelchoral wahrscheinlich als Jugendlicher. Er ist überliefert in der sogenannten Neumeister-Sammlung in der knapp 40 frühe Choräle des späteren Thomaskantors enthalten sind, die im Stil seiner Vorbilder komponiert sind.

Das Bild zeigt die „Kreuzigung“ im Eingangsbereich der Pfarrkirche Kreuzauffindung Kastellaun.

1) Ehre sei dir, Christe, der du littest Not,
an dem Stamm des Kreuzes für uns bittern Tod,
herrschest mit dem Vater in der Ewigkeit:
hilf uns armen Sündern zu der Seligkeit. Kyrie eleison..

2) Wäre nicht gekommen Christus in die Welt
und hätt angenommen unser arm Gestalt
und für unsre Sünde gestorben williglich,
so hätten wir müssen verdammt sein ewiglich…

3) Darum wolln wir loben, danken allezeit
dem Vater und Sohne und dem Heilgen Geist;
bitten, dass sie wollen behüten und hinfort,
und dass wir stets bleiben bei seinem heilgen Wort.

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Klangbild 14 – Karfreitag 2021

O Haupt voll Blut und Wunden

Siehe: https://youtu.be/L_AsuRftwNY

Kein Lied ist so sehr mit dem Karfreitag verbunden wie „O Haupt voll Blut und Wunden“. Der Melodie des Passionschorals liegt das weltliche Liebeslied von Hans Leo Hassler „Mein G’müt ist mir verwirret“ zugrunde. Hier wird eine Liebe besungen, die stärker als alles andere im Leben ist, stärker noch als der Tod selbst.
Der protestantische Pfarrer Paul Gerhardt schrieb dann den heute bekannten Text zu Hasslers Melodie.
Johann Sebastian Bach verwendete einzelne Strophen daraus in verschiedenen anderen Kantaten und auch in der Matthäuspassion, aus der der heute zu hörende Satz stammt.
Die einzelnen Stimmen wurden von den Sängerinnen und Sängern zu Hause eingesungen, was bei einem vermeintlich einfachen Choral durchaus schon mal eine Herausforderung sein kann, wenn wann die anderen Choristen nicht hören kann.
Das Bild zeigt die 12. Station des Kreuzweges in der Pfarrkirche Kreuzauffindung Kastellaun.

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Klangbild 13 – Gründonnerstag 2021

Beim letzten Abendmahle – in Sätzen von Bach, Merkel, Reger und Vulpius

Siehe: https://youtu.be/I8Ge-0p9Yfw

Am Gründonnerstag erinnern wir an das letzte Abendmahl, das Jesus mit seinen Jüngern gefeiert hat, „die Nacht vor seinem Tod“.
Im heutigen Klangbild ist das Lied in verschiedenen Choralsätzen für Orgel zu hören, bei denen der Cantus Firmus allerdings gesungen wird.

Das Bild stammt aus dem Hochaltar der Kastellauner Pfarrkirche und zeigt das letzte Abendmahl.

Beim letzten Abendmahle,die Nacht vor seinem Tod,
nahm Jesus in dem Saale Gott dankend Wein und Brot.

„Nehmt“, sprach er, „trinket, esset: Das ist mein Fleisch, mein Blut,
damit ihr nie vergesset, was meine Liebe tut.“

Dann ging er hin zu sterben aus liebevollem Sinn,
gab, Heil uns zu erwerben, sich selbst zum Opfer hin.

O lasst uns ihm ein Leben, von jeder Sünde rein,
ein Herz ihm ganz ergeben zum Dankesopfer weihn.

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Klangbild 12 – Karwoche 2021

Gottfried Heinrich Stölzel: Bist du bei mir

Siehe: https://youtu.be/EctmsynKYGw

„Bist du bei mir, geh ich mit Freuden“ ist eine Arie aus Gottfried Heinrich Stölzels Oper Diomedes, die 1718 uraufgeführt wurde.
Da sie im Notenbüchlein der Anna Magdalena Bach enthalten ist, das Johann Sebastian Bach für seine zweite Frau angelegt hatte, ging man lange davon aus, dass die Arie von Bach selbst stammte, weshalb sie auch im Bach-Werke-Verzeichnis (BWV 508) aufgeführt ist.

Anna Magdalena scheint selbst eine talentierte Sängerin und Klavierspielerin gewesen zu sein. Sie teilt das Schicksal einer Bürgersfrau des 18. Jahrhunderts, bringt dreizehn Kinder zur Welt. Sieben davon sterben sehr jung. Der Tod war allgegenwärtig zu dieser Zeit und wurde auch thematisiert. Dass dabei die Hoffnung Trost schenkt, dass Gott den Verstorbenen in ein besseres Dasein geleitet, macht den Text aus heutiger Sicht vielleicht ein wenig nachvollziehbarer.

 „Bist du bei mir, geh ich mit Freuden, zum Sterben und zu meiner Ruh“

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Klangbild 11 – Palmsonntag 2021

Léo Delibes: Agnus Dei (aus Messe brève)

Siehe: https://youtu.be/bbZIESSl1Yo

Von Léo Delibes ist uns nur eine einzige Mess-Komposition überliefert, die Messe bréve.
Es handelt sich dabei um eine kurze Messvertonung ohne Credo.
Das hier zu hörende Agnus Dei beschließt die Komposition, die wahrscheinlich ursprünglich für einen Kinderchor komponiert wurde.

Agnus Dei (lat. für „Lamm Gottes“) ist ein christliches Symbol für Jesus. Als Osterlamm steht es für die Auferstehung Jesu.

So wie das Lamm traditionell als Zeichen des Lebens und der Unschuld verstanden wird und sein weißes Fell die Reinheit symbolisiert, verweist das Osterlamm darauf, dass Jesus Christus christlichem Glauben gemäß unschuldig für die Menschen gestorben ist. Als Lamm Gottes, du trägt er die Schuld der Welt.

Das Bild zeigt ein Wegekreuz in der Nähe von Kastellaun.

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Klangbild 10 – Verkündigung des Herrn

Camille Saint-Saëns: Ave Maria

Siehe: https://youtu.be/PK83crF-dtw

Saint- Saëns vertonte mehrere Ave-Maria. Dieses für Orgel und Sopran stammt aus dem Jahre 1885.
Die Orgelbegleitung ist sehr schlicht gehalten und unterstützt den ruhigen Duktus der Gesangslinie.

Der Ave Maria – Text besteht aus mehreren Teilen. Einer davon rührt aus der biblischen Erzählung der Verkündigung des Herrn, der wir in dieser Woche gedenken. Also Maria Begegnung mit dem Erzengel Gabriel, der ihr die Nachricht von der bevorstehenden Geburt Jesu überbringt und sie grüßt mit den Worten: Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir (Ave Maria, gratia plena,…).

Das Bild zeigt die Madonna von Kastellaun – bzw. eine Kopie davon.
Das wertvolle Original befindet sich schon vielen Jahren in der Hamburger Kunsthalle.

 

 

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Klangbild 9 – 5. Fastenwoche

Ludovico Einaudi: I Giorni

Siehe: https://youtu.be/F4x0GOUz7Vo

Ludovico Einaudi war Schüler des avantgardistischen italienischen Komponisten Luciano Berio. Seine Musik könnte allerdings wohl kaum unterschiedlicher sein, als die seines Lehrers.
Während Berio hauptsächlich sehr komplexe Werke komponierte, sind Einaudis Solo-Klavierstücke wie klassische Popsongs, die aus einfachen und eingängigen Melodien bestehen.
I Giorni wurde 2002 veröffentlicht und ist seither sehr populär geworden.

Zu I Giorni („Die Tage“) wurde Einaudi inspiriert nachdem er ein Volkslied aus Mali aus dem 12. Jahrhundert gehört hatte. Das Lied beschreibt die Tötung eines Nilpferds durch einen Jäger und die anschließende Trauer im Dorf. Daher auch der etwas melancholische Charakter des Stückes.

Vielleicht kann das heutige Klangbild uns vor diesem Hintergrund nochmal vor Augen führen, dass es wichtig ist, im Einklang mit der Natur zu leben.

Eingespielt wurde I Giorni von Samira Vogt auf dem historischen (leider nicht ganz so gut gestimmten) Blüthner – Flügel in der Pfarrkirche.

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Klangbild 8 – 5. Fastensonntag, 21.03.2021

Greogor Linßen: Ein Licht in dir geborgen

Siehe: https://youtu.be/HZ4Eahzue40

Gregor Linßen Komponist neuer geistlicher Musik, Texter und freier Tonmeister im eigenem Studio und Verlag (EDITION GL) in Neuss.
„Ein Licht in dir geborgen“ ist im Jahre 1990 entstanden – und es ist Teil eines größeren Werkes mit dem Titel „Lied vom Licht – Lieder einer Messe“.

Gerade jetzt im Lockdown, wo es scheinbar mehr Dunkel als Licht gibt, kann dieses Lied Hoffnung machen, auf bessere Tage. Auf einen Funken, der unser Leben wieder hell macht, der Quelle wird für neuen Mut und Kraft schenkt für neuen Beginn. Vielleicht können wir ja selber solch ein Funke sein.

Die einzelnen Stimmen wurden von Mitgliedern von „Cantus Castellum“, des Vokalensembles der Chorakademie Kastellaun zu Hause eingesungen.
Das Bild entstand bei einem Sonnenaufgang im Kastellauner Wald.

 

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Klangbild 7 – 4. Fastenwoche

Cèsar Franck: Andantino As-Dur

Siehe: https://youtu.be/x3JqMZcCczE

Cèsar Franck gilt heute al seiner der bedeutendsten Orgelkomponisten der 2. Hälfte des 19. Jahrhundert und als Schöpfer der französischen Orgelsinfonik.

Das Andantino stammt aus seinen nachgelassenen Werken und ist sehr gut geeignet die Kombination verschiedener 8´-Fuß-Register an der Orgel in der Pfarrkirche Kreuzauffindung  Kastellaun hörbar zu machen.

Das Foto zeigt die Prospektansicht der Orgel, die 1902 von der Fa. Gerhard aus Boppard erbaut und 2020 von der Fa. Freiburger Orgelbau umfassend renoviert wurde.
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Klangbild 6 – 4. Fastensonntag, 14.03.2021

Maurice Duruflé: Notre Père

Siehe: https://youtu.be/hCrBSmByBYk

Duruflé Vertonung des „Vater unser“ in französischer Sprache entstand 1977 in einer Version für einstimmigen Gesang und Orgel. Die Fassung für vierstimmigen gemischten Chor ein Jahr später.
Es ist seine letzte veröffentlichte Komposition. Er widmete sie seiner Frau Marie-Madeleine Duruflé.
Duruflé war Organist an der Kirche Saint-Ètienne-du-Mont in Paris und Direktor des gregorianischen Institut von Paris. Sein „Vater unser“ ist für den liturgischen Gebrauch komponiert und beeinflusst von seiner Vorliebe für den gregorianischen Choral. Die Melodie beginnt mit den gleichen Tönen wie das gregorianische „Pater noster“ und hat einen ähnlich deklamierenden Charakter. Gegen Ende des kurzen Stückes wird es melodisch und harmonisch reicher bei der Stelle „so wie wir auch vergeben unsern Schuldigern“.
Vielleicht wollte der Komponist hier zum Ausdruck bringen, dass es leichter ist, um die Vergebung der eigenen Schuld zu bitten, als die der anderen zu vergeben?

Das Bild entstand bei einer Chorreise der Chorakademie Kastellaun zum Pueri Cantores Festival 2014, bei der auch die Solistin Hannah Ruzicka dabei war.

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Klangbild 5 – 3. Fastensonntag, 07.03.2021

Peter Reulein: Jesus Christus, Sohn des Lebens

Siehe: https://youtu.be/jY4svgD1xDI

Das Lied wurde 1994 von Peter Reulein nach einem Text von Eugen Eckert komponiert. Es spricht von Jesus, dem Menschenfreund, der sich als Lamm Gottes, für unsere Sünden geopfert hat. Die Melodie ist im besten Sinne schlicht und strahlt eine große Ruhe aus.
Eingesungen wurde das Lied von einzelnen Sängerinnen und Sängern des Jugendchores No Limits und des Chores Spirit im Lockdown von zu Hause aus.

Das Bild stammt vom Hochalter der Pfarrkirche St. Nikolaus in Buch.

Jesus Christus, Sohn des Lebens, Menschenfreund in unsrer Hand. Einem Lamm gleich ausgeliefert, bis zum Kreuz hin noch verkannt. Du Lamm Gottes, vergib die Sünde, du Lamm Gottes, erbarme dich.

Jesus Christus, Sieg des Lebens, Gottes Aufstand aus dem Tod. Uns zu retten, kommst du wieder, zu beenden Leid und Not. Du Lamm Gottes, vergib die Sünde, du Lamm Gottes, erbarme dich.

Jesus Christus, Geist des Lebens, Gottes Wort in Brot und Wein. Dass wir glauben, hoffen, lieben, stellst du dich jetzt bei uns ein. Du Lamm Gottes, schenk uns den Frieden, du Lamm Gottes, erbarme dich.

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Klangbild 4 – 2. Fastensonntag, 28.02.2021

Felix Mendelssohn: Sei stille dem Herrn

Siehe: https://youtu.be/0OGSn-FT2cE

Das Warten gehört zum Leben dazu, auch wenn wir es heute ein wenig verlernt haben, weil alles immer sofort verfügbar sein soll, oder für alles sofort eine Lösung her muss.
An der Kasse im Supermarkt, auf den Zug, auf ein Paket… müssen wir warten.

Im Psalm 37 heißt es: Sei stille dem Herrn und warte auf ihn; der wird dir geben, was dein Herz wünscht.
Hier ist natürlich ein anders Warten gemeint.
Warten auf Gott bzw. das Vertrauen, dass er es richten wird.

Felix Mendelssohn hat diesen Psalmtext vertont. Die innige Arie stammt aus dem Oratorium „Elias“, das das Leben des gleichnamigen Propheten aus dem Alten Testament erzählt. Elias wird an dieser Stelle des Oratoriums aufgefordert auf Gott zu warten und ihm zu vertrauen, obwohl er völlig verzweifelt, hoffnungslos und auch zornig ist.
Mendelssohn drückt dieses Warten eindrucksvoll mit einem sehr langen Ton am Ende aus, der zeigt, dass man zum Warten manchmal einen ganz langen Atem braucht.
Zum Beispiel beim Warten auf das Ende einer Pandemie.

Das Bild zeigt die Mörzer Wallfahrtskirche Maria Himmelfahrt, die in unmittelbarer Nachbarschaft der Solistin steht und die auch visuell zum Warten einlädt.

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Klangbild 3 – 1. Fastenwoche 2021

Johann Sebastian Bach: O Lamm Gottes unschuldig BWV 1095

Siehe: https://youtu.be/y346bLsuD-A

Das Lied O Lamm Gottes unschuldig ist heute in den meisten deutschsprachigen Kirchengesangbüchern enthalten. Text und Melodie stammen von Nikolaus Decius (um 1522), der vermutlich eine mittelalterliche Melodie als Vorlage genommen hat.

Lange Zeit war es in der protestantischen Kirche Teil der Passionsliturgie. Bach verwendet die Melodie im Eingangschor seiner Matthäuspassion. Seiner ursprünglichen Bestimmung gemäß ist es in den evangelischen und katholischen Gesangbüchern heute als Agnus Dei – Lied abgedruckt.

 O Lamm Gottes, unschuldig
am Stamm des Kreuzes geschlachtet,
allzeit erfunden geduldig,
wiewohl du warest verachtet,
all Sünd hast du getragen,
sonst müssten wir verzagen.
1.+2.: Erbarm dich unser, o Jesu.
3.: Gib deinen Frieden, o Jesu.

Das Bild von Christus als Lamm Gottes geht u. a. auf eine Textstelle bei Johannes (1,29) zurück, wo es heißt: „Am Tag darauf sah er Jesus auf sich zukommen und sagte: Seht, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt!“

Der Orgelchoral von Bach stammt aus den sogenannten Neumeister Chorälen, die zu dessen ersten Kompositionen zählen. Obwohl Bach hier noch nicht seine spätere Meisterschaft erreicht und eher noch seinen mitteldeutschen Vorbildern, wie Johann Pachelbel oder Johann Christoph Bach  nacheifert, hat der schlichte Satz mit seinen leichten Umspielungen in der Melodie, doch eine anrührende Wirkung.

Passend zum Text des Chorals zeigt das Bild die 11. Kreuzwegstation „Jesus wird ans Kreuz genagelt“ aus der kath. Pfarrkirche Kreuzauffindung Kastellaun.

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Klangbild 2 – 1. Fastensonntag, 21.02.2021

Anne Quigley: There is a longing

Siehe: https://youtu.be/DAyFgNSje4Q

„There is a longing“ ist das bekannteste Stück der englische Komponistin Anne Quigley.
Der Text spricht von der Sehnsucht nach Gottes Nähe und der Überzeugung, dass wir mit unseren Sorgen zu ihm kommen können.
Im von Eugen Eckert verfassten deutschen Text zu dem Lied heißt es unter anderem:
Um Frieden, um Freiheit, um Hoffnung bitten wir.
Wir hoffen auf dich – sei da, sei uns nahe.
                             
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Klangbild 1 – Aschermittwoch, 17.02.2021

Johann Pachelbel (1653 – 1706): O Mensch, bewein dein Sünde groß

Siehe: https://youtu.be/wf4ebAW3MhE

Johann Pachelbel ist vielen heute vor allem wegen seines berühmten Kanon in D bekannt.
Darüber hinaus hat er vor allem Orgelmusik komponiert und damit den jungen Johann Sebastian Bach nachweislich beeinflusst. War sein Bruder Johann Christoph, bei dem er nach dem Tod der Eltern lebte und der ihm für einige Jahre Lehrer war, doch ein Schüler Pachelbels gewesen.

O Mensch, bewein dein Sünde groß ist eines der längsten Choralvorspiele Pachelbels.
Die beiden lebhaften Manualstimmen greifen Motive aus den jeweiligen Melodiezeilen auf und umspielen sie. Die Melodie selbst erscheint in langen Notenwerten im Bass.

Der Text zu dem Lied wurde 1530 von Sebald Heyden verfasst.
Die beiden heute noch gesungenen Strophen umrahmten ursprünglich eine 23-strophige Passionsbetrachtung. Die erste Strophe thematisiert das Leben und Wirken Jesu und seinen Opfertod für die Menschen, die zweite ist eine Aufforderung dankbar zu sein für dieses Opfer, sich vom Bösen fern zu halten und Jesu Beispiel der Nächstenliebe zu folgen.

Wann könnte uns mehr vor Augen geführt werden, dass unser ganzes Streben nach Geld, Macht oder Anerkennung irgendwann im Staub bzw. in der Asche endet, als am Aschermittwoch. Es ist, als wollte Pachelbel mit seiner Komposition unterstreichen, dass, so sehr wir uns manchmal in der Hektik unseres alltäglichen Lebens verlieren, wir doch immer auf Gott als das Fundament und als Zusage über den Tod hinaus vertrauen können.